Stillen ist eine wunderbare Erfahrung, die Mutter und Kind auf einzigartige Weise verbindet. Es fördert nicht nur die emotionale Bindung, sondern bietet auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile für beide Seiten. Doch obwohl das Stillen eine wertvolle Zeit der Nähe ist, berichten viele Mütter von unangenehmen Begleiterscheinungen wie Rückenschmerzen. In diesem Artikel beleuchten wir, warum das Stillen sowohl schön und gesund ist, als auch, wie es zu Herausforderungen für den Körper führen kann – und was Sie dagegen tun können.
Die Ursachen für Rückenschmerzen bei Müttern
1. Ungünstige Stillpositionen
- Viele Mütter verbringen beim Stillen längere Zeit in statischen Positionen. Häufig wird der Rücken dabei gebeugt, und die Schultern werden nach vorne gezogen. Diese Haltung belastet die Wirbelsäule, insbesondere den unteren Rücken und den Nacken.
- Wenn das Baby nicht in der richtigen Höhe ist, neigen sich Mütter oft nach vorne, was zu einer schlechten Körperhaltung führt und den Rücken stark belastet.
2. Schwangerschaftsbedingte Veränderungen
- Während der Schwangerschaft dehnen sich die Bänder und Muskeln aufgrund hormoneller Veränderungen, insbesondere durch das Hormon Relaxin, das die Gelenke lockert und die Stabilität der Wirbelsäule beeinträchtigen kann. Diese Lockerung der Gelenke kann auch nach der Geburt bestehen bleiben und die Rückenmuskulatur schwächen. Relaxin bereitet den Körper auf die Geburt vor.
- Der Körper verändert sich während der Schwangerschaft, um das zusätzliche Gewicht zu tragen. Die Bauchmuskulatur wird geschwächt, was zu einer kompensatorischen Überbelastung der Rückenmuskulatur führen kann.
3. Muskelschwäche nach der Geburt
- Nach der Geburt sind viele Mütter noch geschwächt, insbesondere die Bauchmuskeln, die während der Schwangerschaft gedehnt wurden. Wenn die Bauchmuskeln nicht stark genug sind, um den Körper zu stützen, kann dies zu einer erhöhten Belastung des Rückens führen.
- Zudem haben Mütter nach der Geburt oft wenig Zeit, um sich zu erholen oder gezielt Rücken- und Bauchmuskeln zu trainieren.
4. Gewicht des Babys
- Das ständige Tragen und Halten des Babys, sei es beim Stillen oder im Alltag, belastet die Muskulatur von Rücken, Schultern und Armen. Besonders, wenn das Baby größer und schwerer wird, können diese Belastungen Rückenschmerzen verstärken.
5. Hormonelle Veränderungen
- Während des Stillens werden Hormone wie Oxytocin ausgeschüttet, die die Rückenmuskulatur entspannen können, was die Stabilität der Wirbelsäule beeinflusst. Diese Lockerung kann Rückenschmerzen verstärken, besonders bei längerer statischer Haltung.
6. Schlafmangel und Erschöpfung
- Mütter, die stillen, sind oft übermüdet und haben weniger Energie, um auf ihre Körperhaltung zu achten. Erschöpfung kann dazu führen, dass sie unbewusst in ungünstigen Positionen stillen oder sich bewegen, was den Rücken zusätzlich belastet.
7. Falsche Hebetechniken
- Beim Heben des Babys oder von schweren Gegenständen (z. B. Babyschale) verwenden viele Mütter ihren Rücken anstelle der Beine. Dies kann die Rückenmuskulatur stark belasten und zu Schmerzen führen.
Vorbeugung von Rückenschmerzen in der Stillzeit
- Ergonomische Stillpositionen: Verwende Kissen oder Stützhilfen, um das Baby auf die richtige Höhe zu bringen, sodass du dich nicht vorbeugen musst.
- Rückentraining: Übungen zur Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur können helfen, die Wirbelsäule zu stabilisieren.
- Regelmäßige Pausen: Auch kurze Dehn- und Lockerungsübungen zwischen den Stillzeiten können die Rückenmuskulatur entlasten.
- Richtige Hebetechnik: Immer aus den Knien heraus und mit geradem Rücken heben, um die Belastung des unteren Rückens zu minimieren.
Im Fall des Falles - Welche Schmerzmittel erlaubt sind
Als stillende Mutter gibt es einige Schmerzmittel, die als sicher gelten, während andere vermieden werden sollten. Die folgenden Schmerzmittel gelten allgemein als sicher:
1. Paracetamol (z.B. Mexalen): Dies ist das bevorzugte Schmerzmittel während der Stillzeit, da es in der Regel nur in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht.
2. Ibuprofen (z.B. Nurofen): Auch Ibuprofen wird oft als sicher während des Stillens angesehen. Es wird nur in sehr geringen Mengen in die Muttermilch abgegeben und hat eine kurze Halbwertszeit.
Andere Schmerzmittel, wie Diclofenac, können manchmal ebenfalls verwendet werden, aber in Absprache mit dem Arzt.
Schmerzmittel wie Aspirin (Acetylsalicylsäure) und stärkere Medikamente wie Opioide sollten in der Stillzeit nur nach Rücksprache mit dem Arzt genommen werden, da sie potenziell Nebenwirkungen beim Baby verursachen können.
Es ist immer ratsam, vor der Einnahme von Medikamenten während der Stillzeit einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, um sicherzustellen, dass das gewählte Schmerzmittel sicher ist.
Die derzeitigen internationalen Empfehlungen
Hier sind zusätzliche Informationen basierend auf Empfehlungen von medizinischen Fachgesellschaften und Organisationen:
1. Paracetamol:
• Empfehlung der American Academy of Pediatrics (AAP): Paracetamol gilt als kompatibel mit dem Stillen und wird von der AAP als sicher für stillende Mütter eingestuft.
• WHO und National Health Service (NHS): Auch diese Organisationen betrachten Paracetamol als erste Wahl für stillende Mütter bei Schmerzen und Fieber.
2. Ibuprofen:
• La Leche League International: Diese Stillorganisation empfiehlt Ibuprofen als sicher, da es in minimalen Mengen in die Muttermilch übergeht und als entzündungshemmendes Medikament nützlich ist.
• The Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG): Diese britische Fachgesellschaft empfiehlt Ibuprofen ebenfalls als sichere Option, insbesondere nach der Geburt, da es gut gegen Schmerzen und Entzündungen wirkt.
3. Diclofenac:
• British National Formulary (BNF): Diclofenac wird als sicher angesehen, allerdings sollte es nur kurzfristig und in Absprache mit einem Arzt verwendet werden.
• WHO: Auch die WHO führt Diclofenac als eine Option für stillende Mütter auf, aber wie bei allen NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) sollte die Anwendung überwacht werden.
4. Aspirin (Acetylsalicylsäure):
• National Health Service (NHS): Aspirin wird nicht empfohlen, da es in die Muttermilch übergeht und das Risiko von Blutungsstörungen oder dem Reye-Syndrom beim Säugling erhöhen kann. In niedrigen Dosen (z.B. zur Blutverdünnung) wird es in einigen Fällen jedoch eingesetzt, allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht.
• American Academy of Pediatrics (AAP): Auch die AAP rät von der regelmäßigen Einnahme von Aspirin ab, insbesondere in höheren Dosen.
5. Opioide (z.B. Codein, Tramadol):
• FDA (U.S. Food and Drug Administration): Die FDA warnt vor der Anwendung von Codein und Tramadol in der Stillzeit, da diese Medikamente in seltenen Fällen zu einer erhöhten Sedierung und Atemdepression beim Säugling führen können.
• RCOG und AAP: Beide Organisationen empfehlen, Opioide nur kurzzeitig und mit Vorsicht anzuwenden, da sie Nebenwirkungen beim Säugling verursachen können. Wenn Opioide benötigt werden, sollte eine alternative Medikation oder eine Überwachung des Säuglings erwogen werden.
Zusammengefasst raten die meisten Fachgesellschaften dazu, Paracetamol und Ibuprofen als bevorzugte Schmerzmittel in der Stillzeit zu verwenden. Andere Schmerzmittel sollten nur nach Absprache mit einem Arzt verwendet werden. Zusätzlich ist bei längerer Beschwerdedauer die ärztliche Abklärung durch einen Rückenspezialisten ratsam.
Dr. Philipp Becker und das Team des Rückenschmerzpunkt Wien
Das Rückenschmerzzentrum Wien Speising
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Mitglied der Ärztekammer für Wien Berufsbezeichnung: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (verliehen in Österreich)Tätigkeit unterliegt dem Ärztegesetz 1998 (siehe /www.ris.bka.gv.at/bundesrecht)
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