Ein plötzlicher, heftiger Schmerz im Rücken bei Patienten über 60 Jahren ohne Unfall ist oft Hinweis auf einen Knochenbruch in der Wirbelsäule. Eine verminderte Knochendichte ist meist die Ursache.
Die erste Anlaufstelle ist oft der Hausarzt oder die Spitalsambulanz. In der Ambulanz wird meist ein Röntgen durchgeführt, leider sind oft die Knochenbrüche im Röntgen nicht sichtbar. Es erfolgt der Verweis im Ambulanzbrief, dass eine Magnetresonanzuntersuchung bei gleichbleibender Schmerzsymptomatik notwendig ist. Die Schmerzmedikation ist oft unterdosiert. Wichtig wäre gerade am Anfang eine gute, hochdosierte Schmerztherapie, auch ein Mieder sollte schnell angepasst werden.
Die meisten Brüche lassen sich gut ohne Operation behandeln und heilen gut ab. Wichtig sind regelmäßige Röntgenkontrolluntersuchungen im Verlauf.
In seltenen Fällen ist eine Operation allerdings nicht vermeidbar.
Es gibt zwei Operationstechniken: Die Zementauffüllung des Wirbelkörpers (Kyphoplastie und Vertebroplastie) und die überbrückende Stabilisierung.
Eine instabile Fraktur erfordert eine Operation - die überbrückende Stabilisierung
Wenn die hintere Kante, die an den Nervenkanal angrenzt, gebrochen ist und die Stabilität nicht mehr garantiert ist, muss eine Stabilisierung durchgeführt werden. Es besteht die Gefahr, dass der Knochen nach hinten wegbricht und zu einer Nervenschädigung führt. Es muss eine Operation durchgeführt werden. Es werden Schrauben in den Knochen über und unter der Fraktur eingebracht und mit Stäben wird eine Stütze hergestellt.
Die Gründe für eine Zementauffüllung
Es gibt vereinfacht gesagt zwei Gründe für eine Zementauffüllung:
1) Wenn der Wirbelkörpers durch den Bruch deutlich an Höhe verliert oder der Wirbelkörper zu einem Keil wird, muss der Prozeß gestoppt und eine Zementauffüllung durchgeführt werden.
2) Eine Zementauffüllung kann ebenfalls durchgeführt werden, wenn es trotz guter und ausreichender Schmerzmedikation und richtiger Miederversorgung zu keiner Schmerzerleichterung in den ersten Wochen nach Fraktur kommt.
Wie wird eine Zementauffüllung durchgeführt?
In Bauchlage und in Vollnarkose wird mit Hilfe eines Röntgengeräts der Eintrittspunkt für die Hohlnadel und Arbeitsgeräte bestimmt. Es werden 2 kleine Hautschnitte gesetzt, ca 5 mm lang am Rücken in Höhe des Bruchs. Anschließend wird eine dicke Nadel unter Röntenkontrolle in den Wirbelkörper positioniert und über diese Nadel kommt eine Arbeitskanüle in den Arbeitsbereich.
Eine Knochenbiopsie wird entnommen und zur weiteren Analyse in ein histologisches Labor eingesendet. Dann wird der Ballon positioniert und aufgeblasen. Dies geschieht unter Kontrolle des Volumens und des Fülldrucks, die Position wird im Röntgen live kontrolliert. Der Ballon wird entfernt und in die entstandene Höhle wird der Knochenzement mit Druck eingespritzt. Der Knochenzement (PMMA Polymethylmethacrylat) ist eigentlich ein Kunststoff der die einzelnen Bruchstücke verklebt und in der Kyphoplastiehöhle für Stabilität sorgt. Dieser spezielle Kunststoff besteht aus einer flüssigen und einer pulvrigen Form, die zusammengemischt den sogenannten Knochenzement ergeben. PMMA ist flüssiges Acrylglas, das je nach Hersteller ca. 10 bis 20 Minuten nach dem Anrühren erstarrt.
Was ist der Unterschied zwischen Kyphoplastie und Vertebroplastie?
Bei der Kyphoplastie wird ein kleiner Ballon im Knochen aufgeblasen und in diese Höhle der Zement verabreicht. Bei der Vertebroplastie wird der Zement direkt über eine Hohlnadel in den Knochen eingespritzt. Nach der Erfindung der Kyphoplastie glaubte man, dass man durch den Ballon die ursprüngliche Höhe des Wirbelkörpers wieder herstellen kann, dies hat sich jedoch als falsch herausgestellt. Der Vorteil der Kyphplastie besteht darin, dass der Ballon die Knochenfragmente verdichtet und die "Höhlenwand" eine gute Schutzhülle darstellt. Zementaustritte und Zementfehllagen sind dadurch seltener.
Wie ist die Nachbehandlung nach einer Kyphoplastie/Vertebroplastie ?
Als Patient kann man am OP Tag wieder aufstehen. Ein Kontrollröntgen wird durchgeführt. Die Entlassung erfolgt am Tag nach der OP. Eine milde Schmerzmedikatiob ist sinnvoll. Die Nahtentfernung erfolgt am 10-12 Tag nach der Operation. Essentiell ist nach jeder Fraktur eine gute Physiotherapie, damit die veränderte Körperhaltung nicht zu einer Überlastung der Lendenwirbelsäule führt. Eine Überlastung der kleinen Gelenke 1 Jahr nach Fraktur ist leider häufig. Lesen Sie dazu auch folgenden Beitrag:
Wenn es sich um einen Bruch ohne Unfall handelt, dann ist die Diagnose Osteoporose gesichert. Eine Therapie der Osteoporose muss unmittelbar begonnen werden. Das Risiko im ersten Jahr nach einem osteoporotischen Bruch einen neuerlichen Bruch zu erleiden, ist sehr hoch. Fälschlicherweise wird von einer Anschlussfraktur gesprochen, eine Kyphoplastie erhöht nicht das Risiko einer neuerlichen Fraktur. Das Risiko besteht durch die Osteoporose.
Viele osteoporotische Wirbelkörper sind vermeidbar, eine Messung der Knochendichte ist der erste Schritt. Im Rückenschmerzpunkt Wien betreut OA Dr. Henn-Grigorjan Patienten mit verminderter Knochendichte und Osteoporose.
Wenn Sie weitere Informationen wünschen oder eine Wirbelkörperfraktur haben, helfen wir Ihnen gerne weiter!
OA. Dr. Philipp Becker und das Team des Rückenschmerzpunkt Wien.
Analyse, Therapie und Prävention von Rückenschmerzen
Comments