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AutorenbildDr. Philipp Becker

Wie die Eigenbluttherapie gegen Rückenschmerzen eingesetzt wird - PRP & ACP am Prüfstand

Aktualisiert: 21. Apr.


Rückenschmerz und ACP Therapie

Die Platelet-Rich Plasma (PRP)-Therapie oder auch Autonomes Konditioniertes Plasma (ACP) hat sich als vielversprechende Option für Rückenprobleme erwiesen. Durch die Anwendung von körpereigenem Blutplasma, angereichert mit Blutplättchen, wird die natürliche Heilung gefördert. Dieser Ansatz kann Entzündungen reduzieren, die Regeneration von Gewebe unterstützen und somit eine effektive Behandlung für Rückenbeschwerden bieten.

Worin liegt der Unterschied zwischen ACP und PRP?

Es gibt keinen Unterschied. Bei PRP handelt es sich um den internationalen wissenschaftlichen Namen. ACP ist der eingetragene Markenname von der Firma Arthrex, die das benutzerfreundliche Doppelspritzensystem vertreibt.


Wie wird PRP/ACP hergestellt?

Blutabnahme für ACP Herstellung

Zunächst wird Blut abgenommen und anschließend zentrifugiert. Dadurch bilden sich mehrere Schichten. Im unteren Sediment bleiben die Erythrozyten, die roten Blutkörperchen. Darüber ist eine dünne Schicht mit den weißen Blutkörperchen, den Leukozyten. Diese sind vor allem für die Immunabwehr wichtig. An oberster Stelle findet man das Plasma, welches auch die Thrombozyten, also die Blutplättchen enthält. Der obere Teil wird abgezogen wodurch der Erythrozyten Anteil auf unter 5 % sinkt. Dafür steigt der Thrombozytenanteil um das fünffache im Vergleich zum Vollblut.


Wie wirkt PRP/ACP genau?

Von aktivierten Blutplättchen freigesetzte Wachstumsfaktoren (PDGF, TGF, VEGF, IGF und EGF) spielen eine wichtige Rolle bei der Gewebereparatur und -heilung und beeinflussen Prozesse wie Entzündung, Zellproliferation und Zellumbau. Die Wachstumsfaktoren können mesenchymale Zellen anlocken und die Differenzierung von Myoblasten, Chondroblasten und Osteoblasten stimulieren. Diese Zellen bilden neues Gewebe.

Wie ist die Therapie entstanden - ACP Therapie Erfahrungen

Die PRP-Injektion hat ihren Ursprung in der Hämatologie. Bereits in den 1970ern wurden Patienten mit Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) behandelt, indem ihnen eine aus dem eigenen Blut gewonnene, konzentrierte Lösung von Thrombozyten verabreicht wurde.


Seither haben sich PRP-Injektionen als besonders vielfältige und komplikationsarme Behandlungsoption erwiesen. Die darin enthaltenen Thrombozyten sind besonders reich an Wachstumsfaktoren und Proteinen, die für die Heilung und das Wachstum von Geweben fördernd sind. Daher werden PRP-Injektionen mittlerweile in den verschiedensten medizinischen Bereichen eingesetzt, unter anderem in der:

  • Sportmedizin

  • Augenheilkunde

  • Urologie

  • Gynäkologie

  • Plastischen Chirurgie

  • Kinderchirurgie

  • Herzchirurgie


In den letzten Jahrzehnten ist die PRP-Therapie zudem als kosmetischer Eingriff populär geworden. Sie wird zur Hautverjüngung, Wundheilung und zur Prävention gegen Haarausfall eingesetzt. Im Vergleich zu anderen “Wirkstoffcocktails” (z. B. Mesotherapie) hat sie dabei einen großen Vorteil: Da es sich um körpereigenes Blut handelt, ist das Risiko einer allergischen Reaktion minimal. Die Nachteile von Kortison und lokalen Betäubungsmittel sind nicht vorhanden.




Ist die PRP-Therapie/ACP-Therapie wissenschaftlich anerkannt? - die aktuelle Forschungslage!

Wie bereits erwähnt, hilft PRP bei der Regeneration von beschädigtem Gewebe unterstützen können. Bezüglich Rückenschmerzen könnte dieser Mechanismus die Heilung von geschädigten Bandscheiben, Bändern oder Muskeln, die zu Schmerzen im unteren Rückenbereich führen, unterstützen.


Eine aktuelle Metaanalyse von Dr. Edilson Silva Machado und Kollegen , die 2023 im Biomedicines-Journal erschien, untersuchte die Wirksamkeit von PRP-Injektionen bei der Behandlung von unteren Rückenschmerzen. Diese Studie möchte ich Ihnen zusammengefasst präsentieren:


Diese Arbeit umfasste die Analyse randomisierter Studien und Fallserien. Nach der Durchsuchung medizinischer Datenbanken wurden insgesamt 2324 potenzielle Publikationen ausfindig gemacht. 


Nach dem Ausschluss irrelevanter Publikation (z. B. Publikationen, die sich nicht das Schmerzniveau untersuchten oder nicht genügend Probanden umfassten) wurden insgesamt 40 Publikationen in die Analyse aufgenommen:

  • 13 randomisierte Kontrollstudien, die insgesamt über 914 Probanden umfassten. Diese konzentrierten sich auf unterschiedliche Arten von PRP-Injektionen:

  • 7 Studien auf intradiskale PRP-Injektionen

  • 3 Studien auf epidurale PRP-Injektionen  

  • 2 Studien auf Facetteninjektionen

  • 1 Studie PRP-Injektionen im Muskel und Ligamente

  • 27 Fallserien mit insgesamt 1759 Patienten, die ebenfalls mit unterschiedlichen Arten von PRP-Injektionen behandelt wurden.


Was versteht man unter intradiskal, epidural, etc.?

Grundsätzlich kann man PRP-Injektionen nicht immer in denselben Topf werfen, denn das Plättchenreiche-Plasma kann an unterschiedlichsten Stellen injiziert werden:


1) Intradiskale PRP-Injektionen sind Behandlungen, bei denen plättchenreiches Plasma direkt in die Bandscheiben der Wirbelsäule injiziert wird. Diese Bandscheiben können durch Verschleiß oder Verletzung Schmerzen verursachen. Ziel ist es, die Heilung beschädigter Bandscheiben zu fördern und Schmerzen zu reduzieren, indem die natürlichen Wachstumsfaktoren im PRP den Heilungsprozess des Gewebes unterstützen.


2) Epidurale PRP-Injektionen werden in den Epiduralraum, einen Bereich um die Rückenmarksnerven herum, injiziert. Dieser Raum befindet sich außerhalb des Rückenmarks, aber innerhalb des Wirbelkanals. Sie zielen darauf ab, Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern, die durch Nervenkompression oder -irritation im Rückenbereich entstehen, wie bei Ischias oder Bandscheibenvorfällen.


3) Die Facettengelenke sind kleine Gelenke an der Rückseite der Wirbelsäule, die bei der Beweglichkeit und Stabilität der Wirbelsäule helfen. Facetteninjektionen mit PRP können Schmerzen reduzieren, die durch ein Facettensyndrom (chronische Überlastung) oder andere Schädigungen der Facettengelenke verursacht werden.


Das PRP kann auch direkt in Muskeln oder Bänder (die starken Ligamente, die Knochen miteinander verbinden) verabreicht werden, um Verletzungen, Schäden und Muskelschwäche zu behandeln. 


Die Ergebnisse der Metaanalyse

Die Ergebnisse der analysierten Publikationen haben gezeigt, dass die PRP-Therapie eine weniger invasive (ohne Operation!) und sichere Alternative für die Behandlung von chronischen unteren Rückenschmerzen bietet. Zudem hat der Einsatz von PRP beachtliche Vorteile gezeigt, ohne erhebliche Nebenwirkungen oder Komplikationen


Das hebt hervor, wie vielversprechend PRP als minimalinvasive Behandlungsmethode ist, die effektiv chronische Rückenschmerzen lindert und gleichzeitig die Risiken gegenüber invasiveren Behandlungsverfahren reduziert.


Zudem erlangte die Metaanalyse auch wertvolle Erkenntnisse zu den zuvor erwähnten individuellen Anwendungsbereichen:


Intradiskale PRP-Injektionen:

  • Führten zu signifikanten Verbesserungen bei funktionellen Ergebnissen, Schmerzlinderung und Patientenzufriedenheit im Vergleich zu Placebos.

  • Höhere PRP-Konzentrationen führten zu stärkeren Verbesserungen in den Bereichen Schmerz, und Zufriedenheit, sowie Erhöhung der Lebensqualität.

  • Keine schwerwiegenden Komplikationen, wie fortschreitende Bandscheibenvorfälle oder neurologische Defizite.

  • Verbesserungen im Lebensqualität und der Gehfähigkeit mit bandscheibenbedingten Rückenschmerzen (verglichen mit konventionellen Kortisoninjektionen)


Epidurale PRP-Injektionen: 

  • Eine Studie zeigte signifikante Verbesserungen bei Schmerz und Lebensqualität, wobei PRP nach sechs Monaten Kortisoninfiltrationen überlegen war.

  • Eine weitere Studie verglich die Verwendung von PRP und Kortisoninfiltrationen, wobei die PRP-Gruppe weniger Nebenwirkungen berichtete.

  • Bei einer Studie über Ischiasschmerzen (lumbale Radikulopathie) zeigten sowohl die PRP- als auch die Kortisongruppe nach 12 Monaten ähnliche klinische Ergebnisse bei Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität ohne berichtete unerwünschte Ereignisse.

  • In einer Fallserie führte die Anwendung von epiduralem PRP in 40 % von Patienten mit Bandscheibenvorfällen (Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule) zu einer vollständigen Symptomlinderung.


Facetteninjektionen:

  • Die Anwendung führte bei 49 Patienten mit Facettensyndrom (Schmerzen in den kleinen Wirbelbogengelenken) nach 18 Monaten zu einer signifikanten Schmerzreduktion und verbesserten Funktionalität, ohne dass Nebenwirkungen berichtet wurden.

  • Eine Doppelblindstudie mit 144 Patienten, die Facettengelenkschmerzen hatten und PRP mit Hyaluronsäure verglich, zeigte nach durchschnittlich 18 Monaten ähnliche Ergebnisse in beiden Gruppen, wobei die PRP-Gruppe eine überlegene klinische Verbesserung und höhere Patientenzufriedenheit aufwies. Komplikationen traten in beiden Gruppen auf, wurden jedoch effektiv behandelt.

  • PRP erwies sich als eine sichere und wirksame Alternative zu Kortisoninfiltrationen bei der Behandlung des Facettensyndrom, mit anhaltender Verbesserung im Vergleich zur Kortikosteroidgruppe, deren Zufriedenheit und Erfolgsraten nach 6 Monaten abnahmen.


Injektionen bei paraspinaler Muskelatrophie:

  • Bei diesem Zustand schrumpfen jene Muskeln (Multifidus), die die Wirbelsäule stabilisieren. 

  • PRP-Injektionserien in die unteren Rückenmuskeln zusammen mit Physiotherapie und Gehübungen erzielten nach einem Jahr eine Gesamterfolgsquote von 71 % mit einer Patientenzufriedenheit von 87,8 %.


PRP-Injektionen in die Lendenligamente, -muskeln und -faszien:

  • Eine Studie an Patienten mit  chronischen unspezifischen unteren Rückenschmerzen stellte fest, dass nach einer sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit alle Schmerz- und Behinderungsparameter, eine Wirksamkeit der PRP-Injektionen suggerieren.


Zusammenfassung der Vorteile und Nachteile der PRP/ACP Eigenbluttherapie


Vorteile

  • nebenwirkungsarm

  • unterstützt körpereigene Regenerationsmechanismen

  • bei Diabetespatienten gute Möglichkeit

  • risikoarm für Allergiepatienten


Nachteile

  • medizinische Privatleistung -die Krankenkasse übernimmt keine Kosten

  • wirkt langsamer als Kortisoninfiltrationen

  • nur mit Ultraschall oder Röntgen gezielt verabreichbar

  • in sehr wenigen Ordinationen für die Wirbelsäule verfügbar


Sie haben weitere Fragen? Wir helfen gerne.


und das Team des Rückenschmerzpunkt www.rsp.wien

Das Rückenschmerzzentrum Wien Speising


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Mitglied der Ärztekammer für Wien Berufsbezeichnung: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (verliehen in Österreich)Tätigkeit unterliegt dem Ärztegesetz 1998 (siehe /www.ris.bka.gv.at/bundesrecht)

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